Zwischen Beruf, Berufung und Balance

Es ist gar nicht so leicht, alles unter einen Hut zu bringen, Arbeit, Leidenschaft und das bisschen Leben dazwischen. Aber vielleicht geht es auch gar nicht darum, immer alles gleichzeitig zu schaffen.

Es gibt Tage, da frage ich mich, wie viele Leben eigentlich in ein einziges passen sollen.
Da ist meine Vollzeitstelle, eine beginnende Selbstständigkeit und natürlich dieses ominöse Privatleben, drei wirklich gewichtige Teile, die sich selten fair die Waage halten.
Meistens bleibt eines zurück. Und oft bin das ich.

Ich liebe, was ich tue.
Ich liebe die Nähe zu den Tieren, diese stillen, ehrlichen Begegnungen, die mehr sagen als jedes Wort es könnte.
Sie sind der Grund, warum ich das alles mache. Die intensiven Tage, das ständige Abwägen zwischen Verantwortung, Energie und Herzenssache.
Doch Leidenschaft hat einen Preis.

Da ist dieser ständige Versuch, allem gerecht zu werden:
dem Vollzeitjob, meinen eigenen Kundinnen und dem hohen Anspruch an mich selbst.
Und die schmerzende Erkenntnis, dass das gar nicht alles gleichzeitig geht.
Man kann nicht auf allen Bühnen zugleich stehen und trotzdem versucht man genau das.
Es ist dieses Ziehen zwischen Kopf und Herz, das sich manchmal anfühlt, als würde die Seele kurz die Luft anhalten.

Ich merke, wenn es zu viel wird:
Wenn Routinen, die mir sonst Halt geben, plötzlich schwer werden.
Wenn Kontrolle sich einschleicht, weil ich das Gefühl habe, sonst den Boden unter den Füßen zu verlieren.
Dann suche ich Momente, die mich zurückholen. Ein Espresso auf dem Balkon, ein Spaziergang mit meiner Hündin Ylvi, das ruhige Atmen eines Tieres unter meinen Händen.
Diese Augenblicke sind ehrlich und wohltuend, auch wenn sie nicht immer reichen, um alles ins Gleichgewicht zu bringen.

Und doch liegt genau darin vielleicht die Antwort.
Beruf, Berufung und Balance schließen sich nicht aus. Sie verlangen lediglich, dass ich von Zeit zu Zeit wirklich ehrlich hinschaue.
Was will ich gerade wirklich von meinem Leben?
Was darf bleiben, was weniger werden, was darf eventuell sogar ganz gehen?
Und es geht gar nicht darum, weniger zu tun, sondern eben bewusster zu leben.

Ich lerne gerade, geliebte Routinen neu zu ordnen.
Nicht, um mehr zu leisten, sondern um wieder zu spüren, warum ich diesen Weg gehe.
Weil mir meine Arbeit, das Vertrauen, welches sie schafft, und die Ruhe, die sie schenkt, wichtig sind.
Und weil ich Raum brauche. Für mich, für meine eigene Balance und für das, was mich erfüllt.

 

Balance entsteht nicht, wenn alles gleich viel bekommt, 
sondern wenn das Wichtige endlich wieder Raum bekommt.